Was ist Voltigieren?
Hier erkläre ich euch, was Voltigieren überhaupt ist, falls ihr noch nicht so eine genaue Vorstellung davon habt.
Voltigieren gehört zu den Pferdesportarten, man kann sie allein, zu zweit oder in der Gruppe ausüben. Unsere Voltigierer turnen in der Gruppe. Dabei
stapeln sie sich in unterschiedlichen Positionen aufeinander und bringen diese Gebilde, im besten Falle auch noch zusammen mit Musik, dann in eine Reihenfolge. Das nennt man die „Kür“. Rechts auf
den Bildern könnt ihr ein paar Beispiele sehen.
Im Einzel ist man eine Minute lang allein auf dem Pferd, im Doppel (auch „Pas de deux“ genannt) zu zweit.
Eine Voltigierprüfung besteht aus zwei Teilen:
Die Pflicht ist, wie der Name schon sagt, eine Abfolge von festgelegten Übungen, die jeder Voltigierer auf dem Turnier gleich turnen muss.
Kreativität ist gefragt, wenn es an die Kür geht, bei der man sich Choreografie und Musik selbst zusammenstellt.
Voltigiert wird meistens in den Gangarten Schritt und Galopp, je nach dem, in welcher Leistungsklasse man unterwegs ist.
Hier noch ein paar wichtige Fakten zum Thema:
- Es gibt nur wenige Sportarten, die dem Athleten gleich so viele Fähigkeiten abverlangen, wie das Voltigieren.
Ausdruck, wie zum Beispiel tänzerische Armbewegungen und Mimik, Kraft und Ausdauer sowie Gleichgewicht und Rhythmus, um nur ein paar zu nennen. Daraus
resultieren eine Vielzahl an Muskeln und Fähigkeiten, die gut trainiert werden müssen. Es gibt viele Trainingsmöglichkeiten, die vielleicht auf den ersten Blick nicht immer etwas mit der Sportart
Voltigieren bzw. der Vorstellung davon zutun haben, jedoch trotzdem enorm wichtig sind.
- Ganz wichtig ist auch die Teamfähigkeit. Die Kinder lernen, gemeinsam zu agieren und auch kritsich zu reflektieren. Wenn es ein Lob
gibt, wird dies meistens an die ganze Gruppe gerichtet, aber auch ernste Worte müssen alle anhören.
Auch wenn ein Teammitglied fehlt, trifft das das ganze Team und alle anderen müssen zurück stecken, weil z. B. die Gruppenkür dann nicht richtig trainiert werden kann. Deshalb bitten wir auch immer wieder darum, außer im akuten Krankheitsfall, dass alle Kinder kommen bzw. mindestens einen Tag vorher abgemeldet werden. Dann kann mal ein Fehlen kompensiert werden, wenn wir genug Zeit hatten, die Trainingsplanung vorher entsprechend zu ändern.
- Voltigieren gehört zu den Pferdesportarten, findet jedoch großteilig auf dem Boden statt. Nur etwa 30% des Trainings werden auf dem Pferderücken verbracht. Auf Boden und Bock werden Kraft, Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit trainiert und die neuen Übungen einstudiert.
Unterschiede zum Reiten
Nur weil Voltigieren etwas mit Pferden zu tun hat, ist es nicht automatisch Reiten. Schauen wir uns das doch mal genauer an:
Zuerst wäre da die Ausrüstung für Mensch und Tier. Unsere Voltis tragen enge Sporthosen und Gymnastikschläppchen, wie in einer normalen Sportstunde. Reiter hingegen haben eine spezielle Hose mit einem sogenannten „Lederbesatz“ an, damit die Nähte der Hose beim Reiten nicht scheuern. Auch Reitstiefel, sowie ein Helm und manchmal eine Sicherheitsweste gehören zur Ausrüstung.
Jetzt zum Pferd: Beim Reiten trägt das Pferd einen Sattel auf dem Rücken sowie eine Trense mit Zügeln, Voltigierpferde hingegen haben eine Art Schutzdecke, ein „Pad“, und den Voltigiergurt mit Griffen auf dem Rücken.
Aber nicht nur das ist unterschiedlich. Beim Reiten haben die Reiter, also die, die oben drauf sitzen, das Kommando und sagen dem Pferd, was es machen
soll. Wenn man allerdings auf uns Vierbeinern herum turnt, geht das nicht so gut. Damit die Voltigierer sich ganz auf sich und die Bewegung des Pferdes konzentrieren können, übernimmt die
Longenführerin, in unserem Falle Anne, das Pferd. Sie steht in der Mitte des „Longierzirkels“ , hat eine Peitsche und eine lange Leine (eine sogenannte Longe) in der Hand, mit welcher sie Chester
auf dem Zirkel um sich herum laufen lässt.
Es gibt noch einen weiteren Grund, warum Voltigieren kein Reiten ist, den ich kurz erklären möchte:
Voltigieren ist ein Teamsport. Man hat immer zumindest das Pferd und den Longenführer dabei. Reiten kann man zwar auch mit anderen zusammen, aber bei der Akrobatik auf dem Pferd muss man teamfähig sein und einander vertrauen. Immerhin turnen die Obermänner manchmal im Galopp in drei Metern Höhe herum, da müssen sie wissen, dass ihre Teampartner sie nicht los lassen.
Auf Voltigierturnieren werden in erster Linie die Turner bewertet. Es gibt zwar auch eine Note für den Longenfüher und das Pferd, aber vor allem geht es
darum, ob die Kür gut gestaltet ist, alle im Takt zur Musik voltigieren und ob jemand einen Technikfehler macht. Deswegen trainiert ein Voltigierteam auch viel auf dem Boden und am Bock, dem
hölzernen Trainingspartner, ihre Kür. Es gibt sogar richtige Bockturniere, bei denen man sein Können ohne Pferd unter Beweis stellen kann. Wenn die Übungen am Holzpferd sitzen wird wieder mehr am
lebenden Vierbeiner geübt. Für`s Reiten wird jedoch immer ein Pferd benötigt, sonst kann man nicht reiten, ist ja klar. Da beim Voltigieren aber der Fokus auf den
Voltigierern und ihren Fähigkeiten liegt, finden bis zu 70% des Trainings am Boden statt!
So, das sind die meiner Meinung nach wichtigsten Gründe, warum man zu Voltigierern auf keinen Fall sagen sollte: „Ach, du gehst Reiten?“ ;-)
Chester mit Trense Die Ausrüstung eines Voltigierpferdes
Hier zeigen wir euch ein paar Videos, in denen erklärt wird, was Voltigieren überhaupt ist und wie z. B. ein Turnier abläuft. Bitte schaut Euch die Videos mit euren Kindern an, damit Ihr eine Vorstellung davon bekommt, wie Voltigieren aussieht!
Hier noch ein paar Links zu Volti-Videos:
Ein Erklär-Film von KiKa: https://youtu.be/Gin01JnMgDI
Noch ein Video von einer Schritt-Gruppe: https://youtu.be/p3jH_9dCBmA
So machen es die Großen: https://youtu.be/I_scyplFERM